Regelmäßig hospitiere ich bei Unternehmen oder Organisationen im Wahlkreis, um mir Eindrücke von verschiedenen Tätigkeiten zu verschaffen. Die Meinungen und Anregungen, die ich dabei von den Menschen bekomme, nehme ich mit in meine Arbeit im Deutschen Bundestag. Im Januar 2024 habe ich die Essensausgabe der Johanniter in Kreuzberg unterstützt.
Kaum war die Sonne untergegangen, fand ich mich auch schon im Herzen Kreuzbergs wieder. Die Johanniter Obdachlosen- und Kältehilfe bietet in der Ohlauer Straße unweit des Görlitzer Parks eine Notübernachtung mit Essensausgabe an. Meine Hospitant hat sich in Folge eines Besuchs beim Regionalverband der Johanniter in Steglitz-Zehlendorf ergeben.
Um 18 Uhr ging es für mich los. Für die hauptsächlich ehrenamtlichen Mitarbeitenden endet der Tag dabei oft erst um 7 Uhr morgens, sobald eben die letzte obdachlose Person frisch geduscht und gesättigt wieder auf ihrem Weg ist.
Gemeinsam kümmern sich drei fest angestellte und mehrere freiwillige Helfer:innen beinahe rund um die Uhr um die Organisation und Instandhaltung der Notübernachtung. Ohne das riesige Engagement der zahlreichen Ehrenamtlichen und Spender:innen würde der Betrieb nicht funktionieren.
Um 18 Uhr fingen wir also an, das Essen vorzubereiten und die Zimmer für einen kleinen Teil der Gäste in Ordnung zu bringen. Jede Nacht können hier 80 Obdachlose schlafen. Einige Räume erlauben außerdem das Mitbringen von Hunden, damit auch auch wohnungslosen Hundebesitzern das Angebot annehmen können.
Ab 19 Uhr werden die Türen geöffnet und die ersten Gäste warten bereits. Schnell wird es hektisch, denn der Andrang in Berlin ist groß. Die Johanniter sind darauf jedoch gut vorbereitet und kümmern sich mit viel Empathie und Respekt um die Anliegen und Fragen der Gäste. Während die Übernachtung an diesem Standort männlichen Obdachlosen vorbehalten ist, so sind beim Essen auch Frauen herzlich willkommen.
In meiner ersten Stunde konnte ich dabei fast 100 Menschen mit Essen versorgen, pro Abend werden rund 300 Portionen ausgegeben. Besonders habe ich mich gefreut, dass der freundliche Umgang auf Gegenseitigkeit beruht und sowohl die Gäste als auch die Helfer:innen ihr Bestes geben, um unterschiedliche Geschmacksvorlieben zu berücksichtigen und sprachliche Barrieren zu überwinden.
Ich habe meinen Besuch außerdem genutzt, um viel über die Arbeit und das Leben der Obdachlosen sowie die Arbeitsweise der Mitarbeitenden zu erfahren. Die Johanniter koordinieren die ehrenamtlichen Helfern mit viel Herzblut und das zahlt sich aus. Über Jahre hinweg ist ein Netzwerk an ehrenamtlichen Helfer:innen entstanden, von denen jeden Tag mindestens sechs vor Ort anpacken.
Vielen Dank an die Kolleg:innen der Johanniter Obdachlosen- und Kältehilfe für den Einblick und eure beeindruckende Arbeit!