In einer Demokratie bestimmt die Wissenschaft, wozu geforscht wird und nicht die Politik. Die AfD greift mit ihrem Antrag gegen die Geschlechterforschung die Wissenschaftsfreiheit an und ist gefährlich. Das habe ich in meiner Rede im Deutschen Bundestag hervorgehoben.
Zentral für die Wissenschaft ist das Prinzip des Universalismus: Die Wissenschaft respektiert jedes Forschungsinteresse, sie prüft und diskutiert unvoreingenommen jede Aussage mit potenziellem Wissensgehalt. Und die Wissenschaft reformiert sich ständig selbst und hinterfragt ihre eigenen Annahmen. Damit ist klar: Die Genderstudien und Geschlechterforschung sind Teil der Wissenschaft. Weil die Wissenschaft dies selbst so festschreibt.
Die Gender-Forschung belebt viele Wissensbereiche (z.B. Medizin, Sicherheit, Mobilität) und ist von großer Relevanz. Das hat auch der Wissenschaftsrat in seiner Stellungnahme vom Juli 2023 klargemacht. Das Gremium betont: „Die Geschlechterforschung ist ein dynamisches und auch international zukunftsträchtiges Forschungsfeld mit großer Transferrelevanz.“ Zudem fordert der Wissenschaftsrat eine Stärkung der Geschlechterforschung, vor allem im internationalen Vergleich.
Der Jahrhundert-Soziologe Robert K. Merton hat im Jahre 1942 (!) vortrefflich beschrieben, dass die Forschung ein universeller Erkenntnisanspruch vorantreibt, der nichts und niemanden ausgrenzt. Egal, welcher Herkunft, Ethnie, Religion oder welchen Geschlechts. Die Referenz von Merton war damals klar, und sie ist uns heute umso klarer: Faschismus exkludiert, während Wissenschaft in einer freien Demokratie nur inklusiv sein kann!